Wenn man an einem Sommerabend in das Backhaus des Hofes Schulte-Drüggelte eingeladen ist, hat man beim Stehtischplausch auf der Kastanienwiese einerseits den Möhnesee zu seinen Füßen, andererseits befindet man sich zu Füßen eines ungewöhnlichen kleinen Kirchengebäudes. Auf den ersten Blick erinnert es mich an Rundkirchen, wie ich sie auf der dänischen Insel Bornholm gesehen habe. Doch die Drüggelter Kapelle ist einzigartig in der Gegend. Und sie ist voller Rätsel, erläutert die Gastgeberin bei einer kleinen Führung in den Innenraum. Angenehm schlicht, ist mein erster Eindruck.
Das Gewölbe wird von Säulen mit verschiedenen Kapitellen getragen. Im Innenkreis sind es vier und außen zwölf. Ja, was hat es mit der Zahl zwölf auf sich? Zwölf Monate, zwölf Apostel oder eine andere Deutung? Wann ist die kleine Kapelle überhaupt entstanden? War sie vielleicht vor ganz langer Zeit eine heidnische Kultstätte? Oder wurde sie im 12. Jahrhundert als Versammlungsraum gebaut, vielleicht der Grabeskirche in Jerusalem nachempfunden? Spekulationen, Hypothesen, Legenden. Heute wird sie genutzt für Gottesdienste, Kammerkonzerte, „Kunst-Stückchen“, Hochzeiten und Taufen.