Dass die Kornmersch im Hammer Norden durch hochinteressantes historisches Gelände führt, wird erst bewusst, wenn man von der City kommend an der linken Seite ein unscheinbares Schild entdeckt, auf dem es im letzten Absatz heißt:
„Als Bodendenkmal „Flur Steinwinkel“ wurde der vermutete Standort der Burg Nienbrügge am 07.06.1990 in die Denkmalliste eingetragen. Es handelt sich um eine Burganlage, von der immer noch die Gräfte erhalten ist. Die mit 220 * 170 m (3,7 ha) bemerkenswert große Anlage lehnt sich an einen älteren Lippearm unbekannter Zeitstellung an. Aus der näheren Umgebung sind die Flurnamen „Borgstätte“ und „Steinwinkel“ überliefert. Es ist anzunehmen, dass es sich hier um Reste von Nienbrügge handelt.“
Hier in der Flussaue nördlich der Lippe befand sich also die Burg Nienbrügge, von der wir nicht allzuviel wissen, außer dass sie und die südlich der Lippe gelegene Stadt im Jahre 1225 dem Erdboden gleichgemacht wurden. Warum? Machtgelüste unter klerikalen und adligen Grundbesitzern. So könnte man es kurz umschreiben. Graf Friedrich von Isenberg (1193-1226) passte es nicht, dass der Erzbischof Engelbert von Köln (1185-1225) sein Territorium im westfälischen Raum ausweiten wollte. So wurde der Feind kurzerhand in einem Waldstück bei Gevelsberg ermordet. Rache aus dem Rheinland war angesagt. Graf von Isenberg wurde am Kölner Severinstor brutal auf dem Rad hingerichtet und seine Burg und Stadt Nienbrügge sowie die verbindende Brücke (Nienbrügge = neue Brücke) wurden zerstört. Graf Adolf von der Mark (1197-1249), auch immer bestrebt, seinen Machtbereich über die Burg Mark hinaus auszuweiten, gründete am Aschermittwoch des Jahres 1226 einige hundert Meter flussaufwärts im Winkel von Lippe und Ahse eine Stadt und nannte sie „Auf dem Hamme“, kurz „Hamm“. Dort wurden die Bewohner von Nienbrügge angesiedelt.
Wovon auf dem Schild nicht die Rede ist: Im Jahre 2011 ist es einem Archäologenteam des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe gelungen, auf dem nördlichen Zipfel der Flur „Borgstätte“ den Grundriss eines Gebäudes freizulegen. Im Artikel des WA „Archäologen finden Burg Nienbrügge“ vom 02.12.2011 berichtet der Westfälische Anzeiger darüber. „Bei der Ausgrabung sind jetzt eine Bruchsteinmauer, ein ordentlich verlegter Steinfußboden und jede Menge Scherben zum Vorschein gekommen. Es handele sich offenbar um ein Nebengebäude, sagt die Archäologin Dr. Eva Cichy. Vier mal sieben Meter Grundfläche, vermutlich mit Fachwerkaufbau, vielleicht zwei Stockwerke hoch“, heißt es da. Es sei wohl eine gehobene Behausung gewesen, denn ein gefundener Steigbügel, ein Hufeisen sowie Reste von Fensterverglasungen könnten nicht von Bauernhöfen stammen. Das Ausgrabungsfeld wurde wieder zugeschüttet. Vorgesehen seien jedoch weitere Grabungen, um noch mehr über Burg Nienbrügge und ihre Geschichte zu erfahren. Darauf bin ich nun sehr gespannt und hoffe, dass man endlich aufhört, im Umfeld dieses historisches Geländes Felder zu pflügen.
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Das ist ein anderes Niebrügge, nicht dies Därfcjen , welches in Sachsenhagen eingemeindet ist.
Nienbrügge wie neue Brücke!
Korrektur:Dörfchen
Es gibt 3 Orte mit dem Namen. Das Du meinst, liegt in NRW. Das zweite gehört zu Kiel und dann noch dies, zu dem die Plattform gehört, auf der Dein Kommentar erschienen ist. Eine Burg haben wir leider nicht. Och wohne in diesem Ort.
Es gibt 3 Orte mit dem Namen. Das Du meinst, liegt in NRW. Das zweite gehört zu Kiel und dann noch dies, zu dem die Plattform gehört, auf der Dein Kommentar erschienen ist. Eine Burg haben wir leider nicht. Ich wohne in diesem Ort.