Westlich der Eisenbahnbrücke ist in einiger Entfernung am rechten Ufer der Lippe eine kleine Erhöhung zu erkennen. Das ist der „Nienbrügger Berg“. Wenn man dann im Hammer Norden von der Kornmersch aus auf dem Damm entlang der Lippe dieses Gebiet umwandert, steht man plötzlich vor drei schön gestalteten Informationstafeln. Auf der einen lese ich, warum hier überhaupt ein Berg ist und wie er entstand. Der Bereich war nämlich in der Zeit vom Ende der 60er bis Anfang der 80er die Deponie „Bromberger Straße“. Hier wurde Hausmüll, Sperrmüll, Siedlungsmüll und auch Asbest abgeladen. Ja, und irgendwann war es ein Berg, im Volksmund „Monte Müllo“ genannt. Später wurde nur noch unbelasteter Bauschutt deponiert und zum Millenium das Gelände endgültig stillgelegt. Danach erfolgte eine Rekultivierung mit einer Lehmschicht sowie einer dicken Lage Mutterboden. Dann wurde aufgeforstet und inzwischen gibt es stattliche Bäume, Sträucher und Unterbewuchs. Laut Infotafel vom Naturschutzbund Hamm e.V. ist dieses Wäldchen Lebensraum für Tiere aus der Vogelwelt, wie Habicht, Stieglitz und Nachtigall. Darauf sollen Spaziergänger Rücksicht nehmen, wenn sie die schattigen Wege bis zum „Gipfel“ hochlaufen.
Warum heißt nun der ehemalige Müllberg „Nienbrügger Berg“? Das lese ich auf dem mittleren Schild. Die Namengebung hat nämlich mit der ältesten Siedlungsgeschichte der Stadt Hamm zu tun. Hier in der Flussaue nördlich der Lippe befand sich die Burg Nienbrügge, von der wir wissen, dass sie und die südlich der Lippe gelegene Stadt im Jahre 1225 dem Erdboden gleichgemacht wurden. Es war ein Akt der Rache für einen Bischofsmord. Graf Friedrich von Isenberg (1193-1226) passte es nicht, dass der Erzbischof Engelbert von Köln (1185-1225) sein Territorium im westfälischen Raum ausweiten wollte. So wurde der Feind kurzerhand in einem Waldstück bei Gevelsberg ermordet. Vergeltung aus dem Rheinland war angesagt. Graf von Isenberg wurde am Kölner Severinstor brutal auf dem Rad hingerichtet und seine Burg und Stadt Nienbrügge sowie die verbindende Brücke (Nienbrügge = neue Brücke) wurden zerstört. Graf Adolf von der Mark (1197-1249), auch immer bestrebt, seinen Machtbereich über die Burg Mark hinaus auszuweiten, gründete am Aschermittwoch des Jahres 1226 einige hundert Meter flussaufwärts im Winkel von Lippe und Ahse eine Stadt und nannte sie „Auf dem Hamme“, kurz „Hamm“. Dort wurden die Bewohner von Nienbrügge angesiedelt.
Wenn ich also vom Gipfel des „Nienbrügger Berges“ in der Ferne die Stadt mit Eisenbahnlinie und Pauluskirche sowie die Anlagen im Hammer Binnenhafen anschaue, werde ich zugleich daran erinnert, dass ich mich in unmittelbarer Nähe der allerersten Siedlung der späteren Stadt Hamm befinde.
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