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Kölnische Stadtgeschichte auf dem Bauzaun am Roncalliplatz

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Zusammen mit dem Besitzer des Kölner Dom-Hotels (Versorgungskammer Bayern), das zurzeit aufwändig restauriert wird, präsentiert das Kölnische Stadtmuseum eine besondere Ausstellung. Es geht um die spannende Geschichte des Roncalliplatzes, quirliger Ort auf der Domplatte umrahmt vom Südportal des Kölner Doms, dem Römisch Germanischen Museum und einem Bauzaun vor der Ostfassade des Hotelgebäudes. Auf dem Bauzaun wird Leben und Treiben an diesem „geschichtsträchtigen“ Ort inmitten der Kölner Altstadt dokumentiert. Seinen Namen verdankt der Platz Papst Johannes XXIII., bürgerlich Angelo Roncalli, lese ich im Text zum großen Panorama der Kölner Altstadt um 1900. Es zeigt die Stadt am Rhein mit Kirchen, Häusern und Brücken vom Turm der Deutzer Kirche St. Heribert.

Jetzt sause ich mal fast zwei Jahrtausende zurück in die Zeit der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, als die Römer ihre Ansiedlung zu einer „Weltstadt am Rhein“ gemacht hatten, und betrachte auf dem Plan die Stadtvilla in der nordöstlichen Ecke des Modells. In diesem Gebäude befand sich das noch heute komplett erhaltene Dionysosmosaik, über dem später das Römisch Germanische Museum gebaut wurde, also am heutigen Roncalliplatz.

Weiter geht meine Zeitreise in das mittelalterliche Köln, auf den Domplatz im Jahre 1605. Der unvollendete Dom überragt die Häuser oberhalb einer Szenerie mit am Boden liegenden Pestkranken aus Spanien und den Niederlanden, die von Alexianerbrüdern, einer katholischen Ordensgemeinschaft, betreut werden. An einem Platz der Häuserreihe im Hintergrund steht heute das Dom-Hotel.

Interessant dann das Bild zum Ende des 18. Jahrhunderts. Auf dem Domhof grasen Kühe, Menschen spazieren auf Wegen und Flächen. Die Sicht auf die Kathedrale ist versperrt durch große Gebäude, die es dort jetzt nicht mehr gibt. Ich mach mal einen Sprung in südöstliche Richtung zum Bayenturm und betrachte die mittelalterliche Stadtmauer, die Idylle im Hafen mit Fähr- und Transportschiffen und Groß St. Martin am Fischmarkt.

Um 1840 eröffnete der Hotelier Albert Harff das „Hotel du Dome“. Auf dem Domhof sind die Sicht versperrenden Gebäude vor der Kathedrale verschwunden. Die freie Fläche ähnelt schon sehr dem heutigen Roncalliplatz. Zwei Jahre später wurde nach 300 Jahren Baustopp im Beisein des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. der Grundstein zum Weiterbau des Kölner Doms gelegt und 1880 war Kaiser Wilhelm I. mit seiner Frau Augusta beim Fest zur Fertigstellung anwesend. Ende des 19. Jahrhunderts platzt Köln aus allen Nähten. Die Stadtmauer erweist sich für weitere Planungen als hinderlich und wird abgerissen. Die Neustadt entsteht, Köln entwickelt sich kontinuierlich zur Großstadt, muss im zweiten Weltkrieg schwere Schäden hinnehmen und nach 1945 mit aller Kraft den Wiederaufbau stemmen.

Auch das Dom-Hotel wird wieder aufgebaut und beherbergt weltberühmte Gäste, so den amerikanischen Jazzmusiker Louis Armstrong und Jimi Hendrix, der im Jahre 1969 nach Auftritt in der ausverkauften Kölner Sporthalle, Autogrammstunde im Studio DuMont und Nachfeier im Club Storyville die Nacht im Dom-Hotel am heutigen Roncalliplatz verbrachte.

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