Lange darum herum geredet „Wir müssen mal mit mit dem Fahrrad die Ruhrtour machen“ und endlich die Sache angepackt. 240 Kilometer von der Quelle in Winterberg bis zur Mündung in Duisburg sind kein Pappenstiel, da sehen wir vier Etappen vor d.h. Übernachtungen in Arnsberg, Schwerte und Hattingen. An einem Montag im August geht’s morgens auf die bepackten Räder, gegen 8:00 Uhr vom Hammer Bahnhof mit dem RRX nach Dortmund, von dort mit dem RE57 Richtung Hochsauerland. Gegen 10:30 am Bahnhof in Winterberg aussteigen, auf die Räder und ein paar Kilometer hoch zur Ruhrquelle in 674 m Höhe. Dann kann’s losgehen. Doch wo beginnt der Ruhrtal Radweg? Kein Schild! Gut, dass Walter einen Track vorbereitet hat. Wir fahren ein Stück steil bergab, durchqueren ein Rinnsal, das wohl der Fluss Ruhr werden will, und finden den Weg durch liebliche Berglandschaft, tangieren die Orte Niedersfeld, Wiemeringhausen, Assinghausen, Wülmeringhausen und erreichen vorbei an dem kleinen See bei Bigge, den wir schon auf der Bahnfahrt gesehen hatten, nach gut 25 Kilometern Olsberg zur ersten Pause. Die Ruhr hat sich inzwischen zu einem etwas breiteren Bächlein entwickelt. Über Bestwig und Velmede geht’s zum Teil entlang der Bahnlinie nach Meschede, wo wir auch kurz anhalten. In Freienohl gelangen wir endlich wieder an die Ruhr, der wir in einer Flussschleife bis Oeventrop folgen. Und hier erwischt uns ein heftiger Regenschauer, dem wir unter einem ziemlich durchlässigen Baum entfliehen wollen. Ein Pärchen mit Tandem ist schon da, auch aus Hamm, erfahren wir beim Anziehen von Regenjacke, -hose und -schuhen. Auf dem Radweg haben wir schon einen Blick auf unser heutiges Ziel Arnsberg. Im „Alten Backhaus“ die nassen Klamotten im Zimmer verteilen. Mit Regenschirm und trockenen Sachen machen wir dann ein Gängelchen zum Schloss, über den schönen Alten Markt und kehren ein zu gebackenen Auberginen- und Zucchinischeiben, grünem Risotto und Salat in der gemütlichen Stube des „Alten Backhaus“.
Heute heißt es erst einmal, gemütlich frühstücken und Regen abwarten. Dann geht’s ab an die Ruhrschleife, unten an der Brücke all die Schilder checken und über Obereimer, Niedereimer, am Fluss durch den Wald vorbei an Hüsten auf dem Marktplatz von Neheim Halt machen, im Bioladen ein Dinkelrosinenstütchen finden und weiter radeln über Echthausen nach Wickede, nicht weit vom Wildwald Voßwinkel, ansonsten naja. Schaun wir mal in Fröndenberg. „Suchen Sie was?“, fragt uns eine Frau. „Das ist schon alles“, meint sie auf unsere Frage nach Besonderheiten des Ortes. Immerhin ein imposantes schön restauriertes Fachwerkhaus mit Gastronomie und ein knallrotes Fahrrad vor einem Blumenladen auf dem Marktplatz, zwei Blickfänger. Eisdiele? Wir versuchen es noch in Halingen und Langschede. Fehlanzeige. Also kein Eis. Das Pausenplätzchen finden wir dann ein paar hundert Meter weiter hinter einer Kurve auf einer Bank zwischen Wiese und Feld. Und schon kommt auch das Hammer Tandem herangeflitzt. Kurzes Schwätzchen und weiter ein Stück weit entlang der Bahnlinie und querfeldein zum Etappenziel Schwerte. Unser gebuchtes Hotel „Reichshof“ liegt direkt am Bahnhof, also auch in der Nähe von City und Altstadt, durch die wir nach Einchecken und Umziehen bummeln bis zur „Rohrmeisterei“, einer stillgelegten zum Kulturzentrum umgebauten Pumpstation Auf der Speisekarte im Bistro finden wir vegane Buddhabowl und Linsen mit Kichererbsen, Kartöffelchen, Möhrchen und Spinat. Auf dem Rückweg kehren wir ein im Eiscafé „Venezia“ in der Fußgängerzone und gönnen uns Becher mit Mango, Banane, Heidelbeere, Himbeere.
Die dritte Etappe beginnt am historischen Posthaus, wo wir eine Geburtstagskarte zum siebten Geburtstag für unser Enkelkind einwerfen. Dann zum Abschied vorbei an der Rohrmeisterei zur Ruhr bis zum kurzen Stop an der Lennemündung mit Blick hinauf auf die Burgruine Hohensyburg. Wir befinden uns in der Nähe von Westhofen und können beim Weiterradeln entlang der Bahnlinie durch das Naturschutzgebiet Syburg die Nähe der sich dort kreuzenden Autobahnen A1 und A45 erleben, Natur pur und Autolärm. Nördlich von Hagen geht’s dann viele Kilometer ruhig weiger entlang des Hensteysees durch Herdecke bis zum Harkortsee, wo wir unterhalb der Burg Wetter Picknickpause machen. Dann fahren wir hoch zur Burgruine „Freiheit“ und weiter zur Zeche Nachtigall am Ruhrradweg. Käffchen, kurzer Infobesuch und dann Punktlandung auf der Fähre Hardenstein bei Witten. Beim Kemnader See können wir gar nicht anders: in einem Steinerund niederlassen zum zweiten Picknick und die Szenerie der Bochumer Naherholung an uns vorbeiziehen lassen: Radfahrer mit oder ohne Bosch Mittelmotor, Eltern mit Kinderwagen, Walker und Jogger, Skater, Wheelschairs und Menschen mit Rollatoren. In diesem schönen Bereich ist wirklich alles unterwegs, was Beine, Räder und Laune hat. Eigentlich nicht zu toppen und doch: Hattingen mit den drei Eisenmännern am Stadttor, Bügeleisenhaus, Zollhaus und weiteren Fachwerkhäusern ist einfach zauberhaft. Das frisch renovierte Zimmer im Hotel „Zur alten Krone“ mit schönen Ablage- und Aufhängemöglichkeiten für die übersichtliche Unterbringung für all die Utensilien von Radtouristen gefällt uns richtig gut. Abschluss der Tagesetappe findet am Draußentisch der „Alten Krone“ mit veganen Bruschette und Spaghetti mit Tomatensoße und mediterranem Gemüse statt.
Die vierte und letzte Etappe unserer Ruhrtour beginnt mit Anlegen von Regenjacke, -hose und -schuhen. Dann geht’s hinaus durch das Stadttor hinunter an die Ruhrschleife auf dem Leinpfad. In Bochum Dahlhausen können wir die Regensachen einpacken und radeln weiter über Kupferdreh an den Baldeneysee und eine ganze Strecke entlang des Gewässers bis Werder. Es zieht uns zur Mündung, zu der wir noch etliche Kilometer strampeln müssen, halten aber am „Aquarius Wassermuseum“ noch einen Informationsstop und wenig später zum kurzen Picknick aus der Fahrradtasche gibt’s auf einer Bank in Mülheim an der Ruhr, direkt am Fluss, das muss hier jetzt sein. Im Höllenritt kommen wir dem Ziel näher, überqueren bei Styrum eine richtig schöne farbige Brücke, die ich „blaues Wunder“ nenne, und tangieren die nächste Metropole im Ruhrgebiet. Wir befinden uns am südlichen Rand von Oberhausen. Duisburg ist nicht mehr weit, aber da erwischt es uns noch einmal heftig. Unter einem Baum packen die Regensachen wieder aus und müssen uns beeilen, damit wir und das Innere unserer Taschen nicht nass werden. Eine Autobahnbrücke ist in Sichtweite. Wir wagen die paar hundert Meter und warten im Trockenen auf dem Radweg unter der lärmintensiven A3 bei Duisburg. Als der Regen nachlässt, hält uns nichts mehr. Der regendurchweichte Schotterweg auf dem Deich südlich von Duisburg Ruhrort und Hafenanlagen führt uns an den gut sichtbaren Zielort. Schon aus einiger Entfernung ist die hohe Skulptur „Rheinorange“ zu sehen. Ein anderes Ruhrtourpärchen ist bereits unten an der Stelle, wo die Ruhr in den Rhein mündet. Wir gehen auch hinunter, fotografieren uns gegenseitig und freuen uns, dass wir das Ziel erreicht haben. Jetzt haben wir uns noch einen richtig schönen Abschluss verdient. Im Restaurant LoLu in der Duisburger Innenstadt gibt’s für uns vegane Vorspeisen, Pizza und Salatmix mit paniertem Feta. Der Duisburger Hauptbahnhof ist nur ein paar hundert Meter entfernt, zu erreichen durch die Fußgängerzone. Im RE1 fahren wir in einem guten Stündchen zurück zum Hammer Hauptbahnhof. Alles in allem eine richtig schöne Tour mit der reizvollen Kombination von Natur und Industriekultur, die es hier reichlich gibt.
Walters Tracks zur Ruhrtal Radtour:
12. August 2019 Winterberg – Arnsberg
13. August 2019 Arnsberg – Schwerte
14. August 2019 Schwerte – Hattingen
15. August 2019 Hattingen – Duisburg – Ruhrmündung – LoLu
Video:
15. August 2019 – Auf Ruhrtal Radtour unter der A3 bei Duisburg
Renates Veganblog:
Vegan essen auf Ruhrtal Radtour
Prima Bericht, liebe Renate! :0)
Man merkt, dass es Euch trotz teilweise Schietwetter großen Spaß gemacht hat!
Nur eine klitzekleine Ergänzung: Der Ruhrtal-Radweg beginnt schon direkt am Bf Winterberg. Von da an sollte man der rot-weißen Radwegweisung und dem Logo des RtRw via Ruhrkopf bis zur Quelle folgen können (wenn die Wegweiser nicht zugewachsen, ausgeblichen oder gar verdreht sind). An der Quelle selbst verzweigt sich (soweit ich mich erinnere) keine Radroute, weshalb dort auch kein Radwegweiser steht (höchstens neutrale Zwischenwegweiser mit Rad und Pfeil)…
Nochmal danke für den schönen Text,
Tschö
Grischa