Wenn man im Hammer Norden vorbei an der Kindertagesstätte Bänklerweg in die Kornmersch fährt und anstatt der Kurve des Radweges geradeaus fährt, gelangt man auf ein weites grünes Feld mit Mulden und Büschen, begrenzt von Lippe und Kanal mit Hafenamt und -gebäuden im Süden, Hochwasserdamm und Nienbrügger Berg im Westen und der Kornmersch im Norden. Immer wieder zieht es mich in diesen Bereich in unmittelbarer Nähe meines Wohnortes, denn ich befinde mich auf historischem Gelände. Hinter den Büschen neben dem zurzeit fast ausgetrockneten Gewässer befand sich bis zum Jahre 1225 die Burg Nienbrügge, auf deren Spuren im Jahre 2011 und 2018 archäologische Ausgrabungen stattfanden. Die Ergebnisse sollen demnächst im Rahmen des Projektes „Erlebensraum Lippeaue“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Ja, was war denn eigentlich in Nienbrügge los, dass so gar nichts mehr sichtbar ist von dem, was hier mal war. Nun, mit Machtgelüsten unter klerikalen und adligen Grundbesitzern hatte es zu tun. Graf Friedrich von Isenberg (1193-1226) passte es nicht, dass der Erzbischof Engelbert von Köln (1185-1225) sein Territorium im westfälischen Raum ausweiten wollte. So wurde der Feind kurzerhand in einem Waldstück bei Gevelsberg ermordet. Rache aus dem Rheinland war angesagt. Graf von Isenberg wurde am Kölner Severinstor auf dem Rad hingerichtet und seine Burg und Stadt Nienbrügge sowie die verbindende Brücke (Nienbrügge = neue Brücke) wurden zerstört. Graf Adolf von der Mark (1197-1249), auch immer bestrebt, seinen Machtbereich über die Burg Mark hinaus auszuweiten, gründete am Aschermittwoch des Jahres 1226 einige hundert Meter flussaufwärts im Winkel von Lippe und Ahse eine Stadt und nannte sie „Auf dem Hamme“, kurz „Hamm“. Dort wurden die Bewohner von Nienbrügge angesiedelt. So, und nun wisst ihr nicht nur, warum hier nur plattes Feld mit Büschen zu sehen ist, sondern auch, woher die Stadt Hamm ihren Namen hat und vor allem dass sich in diesem Gelände die erste Ansiedlung der Stadt Hamm befand.