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Rosenmontag 2020 in Köln

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Der Kölner Dom lässt die Turmspitzen hängen, dicke Tränen rollen über sein Gesicht. In den Händen hält er ein großes rotes Herz. „Uns Hätz schleiht för Hanau“ steht darauf. Noch keine Woche ist seit dem schrecklichen Blutbad in Hanau vergangen. Ein rassistisch verblendeter Attentäter tötete gezielt junge Menschen, die in Deutschland eine Heimat gefunden hatten, zum Weinen traurig. R.I.P. Ferhat (22), Gökhan (37), Hamza (20), Said (21), Mercedes (35), Sedat (30), Kaloyan (33), Fatih (34), Vili (23). Unfassbar! Warum hat er das getan? Woher kommt der Hass? Können wir überhaupt feiern? Das fragen wir uns, die wir mit all den friedlich feiernden Menschen am Straßenrand in der Kölner Südstadt stehen. „Karneval ist bunt, nicht braun“, erklärt Zugleiter Holger Kirsch der Presse, das heißt für mich klare Position gegen Faschisten, für Toleranz und Liebe.

So lassen wir den weinenden Dom vorbeiziehen und freuen uns über das Sessionsmotto „Et Hätz schleiht em Veedel“, dem schönen Wagen mit einem stolzen Dom aus lauter goldenen Heinzelmännchen und einer Landkarte, auf der alle Kölner Veedel eingezeichnet sind, gefolgt vom mächtigen roten Doppeldeckerbus, von dessen Oberdeck die wohl berühmteste Kölner Band mit Musik und Kamelle das Karnevalsvolk begrüßt „50 Jahre Bläck Fööss“.

Nach einer Parade von „Holzköpp“, die die Welt anzünden, ahnen wir schon, dass weitere politische Motivwagen folgen, zumal einige Beben der vergangenen Monate reichlich Inspiration hergaben. Ein Präsident mit orangener Haartolle begegnet uns als fies grinsender Clown „Es“, ein zweiter steht in Siegerpose mit Streichholz hinter dem Ohr auf abgebranntem Regenwald, eine Reihe verkohlter Sambatänzerinnen hinter sich herziehend und ein dritter als Skelett mit orangenem Schopf am Rednerpult „Brexit“ vor einer Gruppe von Skeletten. Schön bissig auch der nach zwei Würsten namens „Hetze“ und „Hass“ lechzende Dackel, ein Ehrenvorsitzender und ein Ministerpräsident für einen Tag auf ihm reitend, im Schlepptau hat er ein kippendes Grundgesetz und die Frage „Wat bliev dann hück noch ston?“

„Straße verstopp, Bröcke kapott“. Wie kommt man nun „vun Düx noh Kölle“? Nun, da hat sich eine Gruppe aus den Schull- und Veedelszöch den Originalitätspreis verdient. Gondeln sind die Lösung, jede für sich fein gestaltet und bemalt. Die kann man sich über die Schultern hängen oder auf Räder stellen und loslaufen, zum Beispiel über die Hohenzollernbrücke. Da braucht man weder Pferde noch stinkende Motoren und steht niemals im Stau. „Kölle for Future“. In diesem Sinne schauen wir langsam auf das grande Finale, Ehrengarde, Fanfaren- und Trommelgruppen, Tanzpaare, bei denen der Mann die Frau hoch auf die Schulter hievt, Bauer Frank, Jungfrau Griet, Prinzengarde und schließlich Prinz Christian II. hoch oben auf prunkvollem Wagen. Ach ja, noch ein Bonbon ganz zum Schluss, das Sessionsmotto für 2021: „Nur zesamme sin mer Fastelovend“.

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