„Wir brauchen neue Männer in diesem Land.“ Mit dieser Erkenntnis erntete Waltraud Schoppe vor fast zwanzig Jahren im Bundestag höhnisches Gelächter. Ein Jahr zuvor waren zwei kompetente und engagierte Frauen durch einen umstrittenen Regierungswechsel aus erfolgreicher politischer Laufbahn herausgekickt worden, Helga Schuchardt und Ingrid Matthäus-Maier. Sie und viele weitere Kämpferinnen der Bonner Republik kommen in Torsten Körners Film „Die Unbeugsamen“ zu Wort.
Ich erlebe sie in Filmszenen aus dem Archiv und jetzt als ältere Damen an den Schauplätzen ihres früheren politischen Schaffens. Noch immer sehe ich das Engagement in ihren Augen und den Willen, an einer besseren Welt mitzuwirken, wenn sie berichten von ihren Schwierigkeiten, auf der politischen Bühne ernst genommen zu werden und als Frau in der Männerwelt einen Standort zu finden. Da ist zum Beispiel Rita Süssmuth, die gegen heftige Widerstände beharrlich ihren Weg ging.
Und ich erlebe die mutige junge Christa Nickels, die in ihrer Bundestagsrede eine konsequente Friedenspolitik mit Ende des Wettrüstens forderte und in einer spektakulären Aktion dem verdutzten Regierungschef eine bunte Origamikette als Friedenssymbol überreichte. Dieser Film ist eine Zeitreise in die Bonner Jahre der Bundesrepublik Deutschland von 1945 bis zur Wiedervereinigung 1989. Und heute? Wenn ich sehe, wie unfair zurzeit in politischen Diskussionen und Medien mit Annalena Baerbock umgegangen wird, ist mein Fazit: Wir brauchen eine neue Politik in diesem Land.
Kölner Südstadtkino „Odeon“ am 16. September 2021