Ein Projekt des österreichischen Filmemachers Günter Peter Straschek (1942-2009) steht im Mittelpunkt der Ausstellung „Emigration-Film-Politik“ im Kölner Museum Ludwig. Es handelt sich um eine vom WDR produzierte TV Serie aus dem Jahre 1975 mit dem Titel „Filmemigration aus Nazideutschland“. Lebenswege Filmschaffender werden dokumentiert, die sich vor dem Naziterror in andere Länder retten mussten, vom Regisseur, Drehbuchautor, Produzenten, Komponisten und Schauspieler bis zum Cutter.
Die Präsentation verwirrt mich zunächst. In Gängen sind Skripten und Publikationen von Peter Straschek in Vitrinen ausgestellt, auf Leinwänden laufen seine frühen Kurzfilme, er liest den Brief des Komponisten Schoenberg und „Ein Western für den SDS“, die Studentenrevolte 1968 in Berlin.
Nun gut, suchend gehe ich herum, bis ich schließlich in einem warmrot gestalteten Raum in einen Sessel sinke und einige Episoden aus „Filmemigration aus Nazideutschland“ anschaue. Das ist echt interessant, wie sie von ihrer Filmarbeit in Spanien, Frankreich, Großbritannien und Hollywood erzählen, inzwischen alte Männer und Frauen, in einigen Fällen auch deren Hinterbliebene, Söhne oder Töchter. Und wie sie im Exil den Verlust von Heimat und Sprache erleben und irgendwann vor die Frage gestellt sind: Bleibe ich oder kehre ich zurück? Jede Geschichte so lebendig und spannend, ob unbekannt oder bekannt wie Lion Feuchtwanger, Brecht und Weigel, Franz Marischka, Fritz Kortner, Max Reinhardt und Fritz Lang, dessen Zeilen ich mitnehme: „Und wenn er dann nach Hause kommt, ist er daheim ein fremder Mann.“