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Ausgrabung bei der Burg Nienbrügge

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Wie konnte es passieren, dass enorm wichtiges historisches Gelände jahrzehntelang rücksichtslos überpflügt wurde? Das frage ich mich und bin andererseits froh, dass es vor einigen Jahren nun doch in den Focus gekommen ist. Es handelt sich um das Gelände der ältesten Ansiedlung der Stadt Hamm, die Burg Nienbrügge in der Flussaue nördlich der Lippe und die zugehörige Stadt am südlichen Ufer, verbunden durch eine Steinbrücke, die „Nienbrügge“. Erst im Jahre 2011 entdeckte man das archäologische Feld und begann zu forschen. „Bei der Ausgrabung sind jetzt eine Bruchsteinmauer, ein ordentlich verlegter Steinfußboden und jede Menge Scherben zum Vorschein gekommen“, schrieb der WA am 02.12.2011. Es handele sich bei den Funden offenbar um ein Nebengebäude der Burg. Es sei wohl eine gehobene Behausung gewesen, denn ein gefundener Steigbügel, ein Hufeisen sowie Reste von Fensterverglasungen könnten nicht von Bauernhöfen stammen, so die leitende Archäologin Dr. Eva Cichy. Die Ausgrabungsstätte wurde wieder zugeschüttet und für weitere Grabungen zu späterer Zeit vorgesehen.

Nun ist es so weit. Seit einigen Wochen wird wieder gebuddelt und ich will mir das doch mal aus der Nähe ansehen und mache mich auf zum Gelände der Burg Nienbrügge westlich der Bahnlinie im Hammer Norden. Vom Bänklerweg aus gehe ich in die Kornmersch, vor der Rechtskurve geradeaus den unbefestigten Weg Richtung Lippeufer und entlang eines Zauns nach rechts. Da sehe ich auf der gegenüberliegenden Seite von Lippe und Kanal das Hafenamt in der Hafenstraße. Rechts hinter der Strauchreihe schimmern weiße Zelte durch, die ich vor ein paar Tagen bereits vom Mitteldamm aus entdeckt hatte. Ich gehe durch eine Senke und voilà, da stehe ich vor frischen Ausgrabungsfeldern unter Zeltplanen und zwei Männer, die etwas notieren. Was genau zu Tage befördert und dokumentiert wird, werde ich wohl in den nächsten Wochen erfahren.

Von der Burg Nienbrügge ist ja einiges in den Chroniken überliefert. So wissen wir, dass sie und die an der gegenüberliegenden Seite der Lippe gelegene Stadt im Jahre 1225 dem Erdboden gleichgemacht wurden. Warum? Machtgelüste unter klerikalen und adligen Grundbesitzern. So könnte man es kurz umschreiben. Graf Friedrich von Isenberg (1193-1226) passte es nicht, dass der Erzbischof Engelbert von Köln (1185-1225) sein Territorium im westfälischen Raum ausweiten wollte. So wurde der Feind kurzerhand in einem Waldstück bei Gevelsberg ermordet. Rache aus dem Rheinland war angesagt. Graf von Isenberg wurde am Kölner Severinstor brutal auf dem Rad hingerichtet und seine Burg und Stadt Nienbrügge sowie die verbindende Steinbrücke (Nienbrügge = neue Brücke) wurden zerstört. Graf Adolf von der Mark (1197-1249), auch immer bestrebt, seinen Machtbereich über die Burg Mark hinaus auszuweiten, gründete am Aschermittwoch des Jahres 1226 einige hundert Meter flussaufwärts im Winkel von Lippe und Ahse eine Stadt und nannte sie „Auf dem Hamme“, kurz „Hamm“. Dort wurden die Bewohner von Nienbrügge angesiedelt. Und jetzt wünsche ich dem Burggelände und dem nach ihm benannten „Nienbrügger Berg“ für die Zukunft eine angemessene Aufwertung.

Burg Nienbrügge
Nienbrügger Berg
Alter Lippearm
Nienbrügge vom Mitteldamm

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