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„1919 49 69ff. Aufbrüche“ im Museum Kolumba

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Ein paar Minuten vom Kölner Hauptbahnhof, Dom und Hohestraße entfernt befindet sich ein mächtiges Gebäude, das seinesgleichen sucht. Auf Ruinen einer Kirche ist nahtlos eine schöne moderne Fassade aufgebaut. Diese durch die angenehme Struktur etwas transparent wirkende Mauer ragt wahrlich bis in den Himmel. Schön anzuschauen das ganze Ensemble. Wenn man an der Brückenstraße ein paar Meter entlang geht, gelangt man zur „Madonna in den Trümmern“, eine wunderschön gestaltete Kapelle mit der Madonna vor einer fein in Grün und Blau gestalteten Fensterwand. Nach dem verheerenden Bombenkrieg wurde sie unversehrt in den Trümmern der Kirche St. Kolumba gefunden, Ort der Andacht und Stille, des Gedenkens an Opfer von Krieg, Hass und Gewalt.

Um die Ecke dann in der Kolumbastraße ist der Eingang zum Foyer des Gebäudes mit der schönen Fassade auf den Ruinen. Kolumba, das Kunstmuseum des Erzbistums Köln. Eine neue Ausstellung wurde vor einigen Wochen eröffnet: „1919 49 69ff. Aufbrüche“, sozusagen ein Rückblick in das vergangene Jahrhundert, beginnend vor 100 Jahren, dem Jahr der Gründung des Bauhaus. Dem wurde ein ganzer Raum gewidmet mit Bildern, Materialien, Bühnenentwürfen und Audio-Dokument, bewacht vom einer kleinen Skulpturgruppe aus dem frühen Mittelalter „Die Vier Gekrönten“. Mit zahlreichen Exponaten werden Dada in Köln und „Das junge Rheinland“ präsentiert. Walter Ophey gehörte dazu. Er ist mit zahlreichen Werken vertreten, die „Dorfkirche“ in expressiven Farben gefiel mir besonders gut.

Köln 1949, eine zerbombte Stadt, die sich langsam aus Schutt und Asche herauskämpfte, zwei Madonnen wurden aus den Trümmern der zerstörten Kirche St. Kolumba geborgen, heute in diesem Haus Symbol gegen sinnlose Zerstörung. Anders als die „Madonna in den Trümmern“ wurde die „Muttergottes mit Kind“ im Bombenkrieg zerstört und aus über siebzig Teilen zusammengefügt. Schriftsteller Heinrich Böll kam aus dem Krieg zurück in ein Trümmerfeld, betrachtete die zwei Figuren und verarbeitete das Trauma in Erzählungen und Romanen wie „Ansichten eines Clowns“. Weitere Exponate zu Köln im Jahre 1949 und die frühe Nachkriegszeit sind an Wänden und in Vitrinen zu sehen. Da ist das Kaffeegeschirr, das Radio, die Nähmaschine, und der Ventilator, auch Leitmotiv für das Ausstellungsplakat.

Passend zur Architektur des Gebäudes sind Gegenüberstellungen von alt und neu ein interessantes Merkmal dieser Ausstellung. Michael Buthes „Die Heiligen Drei Könige“ von 1989 aus Fundholz, Stühlen, Körben, Federn, Glühlampe und Farbe werden kombiniert mit der bolivianischen „Madonna vom Erbarmen“ aus dem 18. Jahrhundert. Und ein paar Räume weiter eine sehr alte Reiterfigur aus Holz, St. Martin ohne Kopf auf einem fußlosen Pferd, um 1420 entstanden. Sehr rührend der herunterhängende halbe Mantel neben Michael Buthes Keilrahmen mit unzähligen Stofffetzen aus dem Jahre 1969. Ebenfalls in Raum 16 vier Stoffteile wie Handtücher an die Wand gehängt und sehr dekorativ der warmfarbene Garderobenständer mit Mantel und Hut vor goldener Wand. Diesen Raum erkläre ich zu meinem Highlight der Aufbrüche.

Gefallen haben mir außer einer ganzen Reihe von höchst interessanten Stücken noch besonders Apollo 8 und der riesige Mond in Raum 20 sowie die Parallelausstellung in Raum 18 „Das Klaus Peter Schnüttger-Webs Museum. Ein Projekt von Ulrich Tillmann.“

St. Kolumba, die Kölner Gedächtniskirche
„Madonna in den Trümmern“
Kolumba

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