Ausgangspunkt für unsere Radtouren zwischen Dangast und Wilhelmshaven ist ein Tinyhaus einige Kilometer südlich des Touristenortes Dangast am Jadebusen, auch Ort der Künstler wie Franz Radziwill, der viele Jahre in Dangast lebte. Eigentlich schön ruhig hier neben der großen Wiese und dem Bauernhof. Doch wir befinden uns auf einem Campingplatz für Dauercamper, das heißt, jede Parzelle fein abgetrennt mit mehr oder weniger hohen Zäunen, zum Teil schlecht geschnittenen immergrünen Sträuchern, ab und zu einem schönen Rosenbusch und einer gerade erblühenden mehr als zwei Meter hohen Sonnenblume bei den Nachbarn zur Rechten. Die zur Linken beherrschen allerdings das akustische Geschehen, in dem eine undefinierbare Anzahl von Menschen wie um einen Stammtisch herum sitzt, unterhalten von einem Mann, dem ich das Attribut Dauerprediger verleihe, schon allein wegen der lauten Stimme. Welche Weisheiten er predigt? Ich zitiere: „Wie auch immer“.
Gegen dieses „Hörerlebnis“ direkt an der Bastwand neben dem Eingang zu unserem Tinyhaus helfen einmal Knöppe in den Ohren und vor allem: Auf die Räder fertig, los. Vier Radtouren entlang der Küste und in das Umland sind geplant, zumal der Fahrtwind die Hitze dieser Augusttage einigermaßen erträglich macht. Am Anreisetag packen wir es noch locker zum Vareler Siel und zur Schleuse, wo die Nordender Leke in die Nordsee mündet. Beim Vareler Brauhaus lockt ein Schattenplatz zum kühlen Getränk mit Blick auf den Vareler Hafen. Wilhelmshaven ist am zweiten Tag unser Ziel. Zunächst nehmen wir eine Route parallel zum Nordseeküsten Radweg, den wir bei Carolinengroden erreichen. Auf der Deichkrone haben wir von einer Bank aus das ganze Wattpanorama vor uns. Wilhelmshaven ist nur noch ein Katzensprung. Nach dem Flugplatz führt eine Rechtskurve direkt auf einen schönen Küstenweg vorbei an den Banter Fischerhütten bis zum Südstrand, dessen Touristenmeile wir zu Fuß durchqueren, um nach einer Schleife durch das Hafengelände, von wo uns vier Jahre zuvor auf der Radtour von Emden nach Bremerhaven die Fähre nach Eckwarderhörne gebracht hatte. Wir fahren über die Kaiser-Wilhelm-Brücke in die Innenstadt und finden bei Platia auf dem Börsenplatz, was wir suchen und brauchen: Schattiges Plätzchen mit, Corona geschuldet, viel Abstand zwischen den Tischen, kühlem Getränk und Pizza Arrabiata ohne Käse mit Salat.
Das Städtchen Varel wollen wir uns mal ansehen am nächsten Tag. So fahren wir in südliche Richtung, das heißt ins Landesinnere, über Dangastermoor und Langendamm bis in die Ortsmitte mit schöner Kirche, Fußgängerzone mit Krabbenpuhlerin und Bäckerei für unseren Brotvorrat. Über Diekmannshausen geht’s dann nach Schweiburg mit Kirche und Friedhof gleich am Ortseingang und von dort zum Deich am Schweiburger Watt. Auf der Rückfahrt entlang der Küste halten wir kurz beim Siel an der Mündung der Jade in die Nordsee, machen noch mal Halt bei der Vareler Schleuse und erreichen Dangast bei einem der Campingplätze direkt im trubeligen Strandbetrieb mit Fischbrötchen, aber noch ohne Wasser, das erst am Abend wieder den Strand erreicht. Und weil der Weg so schön und die Pizza so gut war in Wilhelmshaven, ist es am nächsten und letzten Dangasttag noch mal unser Ziel. Wir fahren direkt den Küstenweg und machen auf der großen Wiese in der Nähe der Banter Fischerhütten Pause auf dem Handtuch.
Beim Weiterfahren denke ich, hier sollte unser Tinyhaus stehen. Doch jetzt weiter nach Wilhelmshaven. Wir kennen uns ja inzwischen aus und fahren direkt über die Kaiser-Wilhelm-Brücke in die Stadt. Auf dem Weg in die City machen wir diesmal einen schattigen Stopp im Park mit dem Denkmal von Kaiser Wilhelm, der dem Ort seinen Namen gegeben und und sich um die akkurate Parkgestaltung gekümmert hat. Von dort fahren wir direkt wieder zu Platia am Börsenplatz zur Stärkung mit kühlem Drink und Pizza Arrabiata mit Salat.
Am Abend erleben wir zum Abschluss den Kurort Dangast als Badeort, denn endlich hat das Wasser mal den Strand erreicht. Bisher hatten wir nur Watt gesehen. Frauen, Männer, Kinder und Hunde zieht es ins Wasser, reges Leben und Treiben kurz vor Sonnenuntergang. Und das war’s dann auch schon mit dem Kurzurlaub am Jadebusen. Am nächsten Morgen geht’s nach Hause mit Zwischenstopp in Bad Zwischenahn. Auto am Rande des Kurparks abstellen, Räder vom Träger und Radtour rund um den See.
Walters Tracks zu den Radtouren:
Dangast – Vareler Hafen am 10. August 2020
Dangast – Wilhelmhaven am 11. August 2020
Varel – Schweiburg am 12. August 2020
Dangast – Wilhelmshaven am 13. August 2020
Zwischenahner Meer am 14. August 2020
Radtour entlang der Nordseeküste von Emden nach Bremerhaven im Juli 2016