Vergilbt und fleckig stehen ihre Werke im Billy zwischen Bachmann und Bergengrün. Irgendwann müssen ihre Botschaften wohl sehr wichtig für mich gewesen sein. Als erstes erinnere ich mich an ihr Selbstbewusstsein, ihren unerschütterlichen Stand in der Männerwelt und meinen Respekt. Auf jeden Fall war sie eine ganz besondere Frau. Wie viele besondere Frauen, war sie aus ihrer Zeit gefallen. Heute ist ihr 106. Geburtstag.
… ich hatte eine Gefährtin, meine Schwester … Man nannte sie Poupette; sie war zweieinhalb Jahre jünger als ich … wir trugen ganz gleiche Kleider, gingen fast imer zusammen aus, wir führten das gleiche Leben … Behaglich in meiner Rolle als Ältere installiert, maßte ich mir keine Überlegenheit über sie an außer der, die mir mein Alter gab … Sie war meine Gefolgsmännin, mein zweites Ich. Ich, meine Doppelgängerin: wir waren einander vollkommen unentbehrlich.
Simone de Beauvoir
Bild und Text vom Kalenderblatt im Arche Literatur Kalender 2014
Simone de Beauvoir war im Café de Flore im Pariser Stadtteil Saint-Germain-des-Prés regelmäßig zu Gast.
Fotos: © Renate Hupfeld