Mi 14. Sept. Diese Radtour ist die Fortsetzung unserer Tour durch Holland über Arnheim, Utrecht, Amsterdam, Alkmar, die in Hippolytushoef an der Nordsee endete. Unser erstes Ziel ist also die Nordsee. Mit dem Zug fahren wir über Rheine, Almelo, Zwolle nach Leeuwarden, von wo wir in westliche Richtung über Dronryp und Franeker direkt zum Hafen von Harlingen radeln.
Hier bekommen wir wieder das schöne Nordseefeeling und machen auf einer Bank Picknick aus den Fahrradtaschen mit Panoramablick über Dünen, Strand und Meer. Dann geht’s zum Einchecken im Hotel Centraal, mitten in der Altstadt. Die Fahrräder werden sicher in einem schmalen Gang untergebracht. Leckere Teilchen aus der Backery Elsinga in der Voorstraat holen wir uns ins Hotelzimmer und danach gibt’s noch einen Bummel durch Städtchen und Hafen mit Fähranleger zur Insel Terschelling.
Do 15. Sept. Feste Plätze zum Frühstück, haben wir lange nicht mehr erlebt, aber Buffet und das ist okay, auch für uns Veganer einiges dabei. Räder aus dem superschmalen Gang holen lassen und los geht’s zunächst wieder zur Backery Elsinga, Leckereien für unterwegs in die Fahrradtasche, dann verlassen wir das schöne Städtchen Harlingen und radeln direkt zum Meer, das heißt zum Deich.
Und als wir bei erster Gelegenheit auf die Deichkrone radeln, spüren wir, was heute los ist. Zum Fotografieren lasse ich kurz den Lenker los und schon liegt mein Fahrrad auf dem Weg. Hui, das ist Wind an der Grenze zum Sturm. Nun, da fahren wir doch besser auf der Landseite vom Deich weiter und gelangen ein paar Kilometer weiter in die Nähe des Ortes Westhoek, dessen Häuser sich ein paar hundert Meter vom Meer entfernt befinden.
Eine wellenförmige Installation aus Metall auf dem Deich erinnert an ein Unglück, das hier am 25. September 1935 passiert ist. Männer aus Leeuwarden wollten mit drei Booten fischen gehen, als das schöne Wetter plötzlich umschlug in Sturm, die Boote gerieten in Seenot. Ein Rettungsboot aus Harlingen kam nicht ans Ziel. Da fuhren sechs Männer aus Westhoek hinaus und konnten die Männer von zwei Booten retten. Das dritte kenterte, vier Männer ertranken.
Das Denkmal erinnert an die vier Toten aus Leeuwarden und sechs Retter aus Westhoek. Ein paar Kilometer weiter bei dem Ort Zwarte Haan entdecken wir eine weitere Skulptur, gewidmet Slykwerker, dem Mann, der Land aus dem Meer gewann. „Hier am Wattenmeer, Welt aus Wasser und Schlick, gewann er Land aus dem Meer, ein Wetter und Wind, skep foor skep monnikewerk“, heißt es in der Inschrift auf dem Sockel. Das deutet auf eine Erinnerung an harte Arbeit mit der Schaufel bei Landgewinnung durch Trockenlegung von Flächen hin. Es scheint, wir haben es hier mit einem Skulpturen- oder Kunstpfad zu tun, denn ein paar Kilometer weiter bei Marrum führt eine steile Treppe hoch auf die Deichkrone zu einem tempelartigen Bauwerk.
Eine Infotafel unten an der Treppe verweist auf die Aktion „Doe mee, verlos de Zee“, das heißt für mich, das Meer befreien, Müll aufsammeln und entsorgen. Ob beides miteinander zu tun hat? Keine Ahnung! Wir steigen hoch zum „Tempel“, schauen uns um, über Wiesen, Sand und Watt hinweg auf das Meer, wieder hinunter und fahren an der Landseite des Deiches weiter entlang der Nordseeküste.
Die verlassen wir bei Holwerd und fahren landeinwärts nach Dokkum, ein schönes Städtchen, wie wir schon beim Hereinfahren feststellen, leider bei Regen. Unser Hotel van der Meer liegt direkt an einer Zugbrücke über die Zuidergracht. Die Fahrräder können wir sicher in einem gut erreichbaren Raum mit Steckdosen zum Aufladen der Akkus unterbringen. Das Zimmer samt Bad und Waschraum scheint nagelneu renoviert zu sein und das Schöne ist, dass wir in einem großen offenen Schrankfach Fahrradhosen und Jacken schön aufhängen können.
Erst mal chillen und im Internet checken, wo wir hier im Ort Veganes zum Dinner finden. Lecker essen bekommen wir später bei „KB Food & Drinks“ in der Keppelstraat, Poké Bowl und rote Beete Burger mit Fritten normal und Süßkartoffel, veganer Mayo, bbc soße und Rhabarbermus. Beim Gängelchen nach dem Essen staunen wir über die Schönheit von Dokkum im Bereich zwischen den Grachten.
Fr 16. Sept. Das Frühstück im Hotel van der Meer ist naja, kein Buffet und die Servicefrau hat mit vegan nix am Hut. Also gibt’s Kaffee, Brötchen und Marmelade. Egal, wir müssen und wollen weiter. Nach kurzem Regenzwischenspiel scheint die Sonne. Wir fahren direkt wieder zur Küste und gelangen mit viel Rückenwind über einen Deich zwischen Meer und großem See in den Hafen von Lauwersoog.
Da schauen wir uns ein bisschen um und radeln eine kurze Strecke zum Campingplatz mit Halle für Service. Im kleinen Supermarkt besorgen wir Picknicksachen für die Fahrradtaschen, warten einen heftigen Regenschauer ab und fahren trocken weiter mit heftigem Rückenwind direkt an der Küste. Bei Nordpolderzijl verlassen wir das Meer und radeln Richtung Landesinnere nach Uithuizen. Auch das Hotel Eckardt liegt im Zentrum. Fahrräder können wir durch das Hotel unter ein Abdach schieben.
Wir haben ein sehr kleines Zimmer, aber einen Balkon. Kein Problem, dass es im Hotel kein Frühstück gibt, das können wir uns nämlich in der Küche selbst zubereiten. Praktisch, dass sich gleich nebenan ein Albert Heyn Supermarkt befindet. Da gehe ich auch gleich für das Frühstück einkaufen, Brötchen, Avocado, Becel, vegane Schnitzelchen. Dinner gibt’s im Rose Garden nebenan, Frühlingsrolle okay, Tomatensuppe und Nasi Goreng zum Vergessen.
Sa 17. Sept. In der Nacht hat es sich wohl ausgeregnet, die Sonne scheint. Nach dem Packen geht’s hinunter in die Küche. Alles, was wir brauchen, ist da, Pfanne zum Braten der Schnitzelchen, Teller und Besteck. Es ist ein kleines Fest und auch für das Picknick zwischendurch ist gesorgt. Dann kann es losgehen zur Fähre nach Borkum in Eemshaven. Trotz heftigem Wind, zum Teil Gegenwind kommen wir rechtzeitig im Fährhafen an und buchen Tickets über Borkum nach Emden.
Die Überfahrt mit dem Schiff „Münsterland“ von Eemshaven nach Borkum dauert 50 Minuten, sodass wir schon gegen Mittag auf der Insel am Südstrand das erste Foto machen können. Dann noch wenige Kilometer bis zum Hauptstrand. Das heißt noch mal kräftig strampeln bei heftigem Gegenwind. Das Hotel Rummeni liegt in der Nähe des neuen Leuchtturms direkt am Bahnhof der Borkumer Kleinbahn. Herr Rummeni empfängt uns herzlich und zeigt uns den schönen Aufenthalts- und Frühstücksraum.
Nachdem wir die Räder im kleinen Hof hinter dem Hotel sicher untergebracht haben, machen wir es uns erst einmal gemütlich im Zimmer, schön groß mit genügend Schrankplatz und Blick auf Kleinbahn und Park. Doch dann lockt die Sonne uns wieder hinaus. Zu Fuß gehen wir los, ein paar Meter zum Hauptstrand und von dort über Promenade und Dünenweg zum NorthWesternMost Point of Germany, nordwestlichster Punkt von Deutschland. Danach zieht es uns zum Lütjen Toornkieker zu lecker Salatbowl mit Tofusticks, Fritten und veganer Mayo.
So 18. Sept. Der Tag beginnt an einem richtig schönen Fensterplatz im Frühstücksraum mit gefüllter Kaffeekanne, lecker Brot, Brötchen, Croissant, Tomaten, Gurken, Oliven, Marmelade und auf dem Tisch die Flaschenpost mit Info zu Wetter, einem Tipp zu Maxi’s Stadtloopke, Zitat des Tages von Rudolf Gametowitsch Nurejew: „Besessenheit ist der Motor – Verbissenheit ist die Bremse.“ und der heutigen Vokabel auf Borkumer Platt: Nietjen – ärgern, necken.
Ach ja, das Wetter: Morgens vielleicht Schauer, 13 bis 16 Grad, weiterhin kräftiger Wind aus Nordwest zwischen 60 und 80 km/h. Das heißt Fahrrad im Hof stehen lassen, Regenjacken anziehen und wandern auf der Strandpromenade zum Südstrand, bei der „Heimlichen Liebe“ noch ein Stück weiter und direkt am Strand zurück mit heftigem Gegenwind, der schon an einen Sandsturm erinnert. Ja, ja, kräftig aus Nordwest! Der treibt den feinen Sand ins Gesicht. Selbst auf der Promenade wütet er.
Nach Chillpause im Hotel wandern wir noch mal los, über den WesternMostPoint hinaus bis zum Strandcafé Seeblick. Das Wetter hält sich erstaunlich gut. Bei all den Wolken setzt sich meistens die Sonne durch und die Temperaturen sind angenehm. Langsam denken wir wieder an das Abendessen und da fällt uns wieder der Lütje Toornkieker ein. Durch die Dünen, Waterdelle vorbei am Campingplatz laufen wir zur Wilhelm-Bakker-Straße. Das Restaurant ist gut besetzt, sogar auch draußen, doch bald wird ein Tischchen für uns frei.
Mo 19. Sept. Blitz und Donner vielleicht, Wind flaut ab, nur noch 40 bis 55 km/h, 14 bis 16 Grad lesen wir in der Flaschenpost am Frühstückstisch. Die heutige Vokabel auf Borkumer Platt heißt „Pläsier“. Vergnügen bekommen wir am ehesten, wenn wir die Fahrräder vom Hof holen und losradeln, zunächst auf der Promenade am Hauptstrand zur „Heimlichen Liebe“ am Südstrand, weiter über Süddamm durch die Dünen und durch das Naturschutzgebiet.
Auf dem Radweg parallel zur Kleinbahn und der Reedestraße radeln wir mit Schlenker zum Neuen Hafen zur Mole im Fährhafen. Da wird gerade die „Münsterland“ nach Eemshaven beladen. Wir schauen zu, bis das Schiff die Mole verlässt. Bei sonnigem Wetter und mäßigem Wind geht’s ein paar Kilometer Richtung Inselinneres und beim Solarpark entlang des Deiches in östliche Richtung. Auf einer Bank gibt’s ein Picknickpäuschen mit Resten (Albert Heyn in Uithuizen) aus der Fahrradtasche.
Entlang des Fährmannspoor, vorbei am Campingplatz gelangen wir zur kleinen Siedlung Ostland und auf dem Ooslandjepad zum Flughafen. Über Waterdelle, Norddünen, Strandjer’s Pad und Promenade am Nordstrand fahren wir zurück zum Hotel Rummeni. Chillen ist angesagt und schon mal online recherchieren, wo wir heute zum Veganschmaus einkehren können, der Toornkieker hat nämlich geschlossen.
Auf Street Kitchen in der Franz-Habich-Straße fällt unsere Wahl. Da gibt’s vietnamesische Gerichte, hat auch schon geöffnet, also wieder los. Sommerrollen und Poké Bowls mit Tofu sind super. Empfehlung! Dessert besorgen wir uns bei der Eisdiele in der Bismarckstraße, Schokominze und Erdbeer im Hörnchen. Dann ist noch mal Strand angesagt. Da sind zwar düstere Wolken und Wind aufgezogen, doch was soll’s?
Wir laufen und laufen, kommen den Surfern und Strandseglern näher, doch der Strand nimmt kein Ende, der Wind wird stärker und die Wolken kommen näher, immer schneller. Eine Frau sucht verzweifelt ihr Handy, ein Kind auf dem Arm, eins an der Hand. Wo könnte es liegen auf der riesigen Fläche? Sie läuft weiter. Und dann passiert’s. Regen, und wie! Wir rennen über die Promenade hinweg zum Hotel, Jeans und Jacke zum Trocknen aufhängen.
Di 20. Sept. Veranstaltungstipp: Stadtrundgang zur Geisterstunde, lesen wir in der Flaschenpost. Da sind wir nicht mehr da. Abfahrtstag! Vokabel auf Borkumer Platt: Kabe, das heißt Möwe. Passt doch. Wir frühstücken, packen, bezahlen und fliegen mit Rückenwind 9 Kilometer zum Fährhafen. Die Ostfriesland läuft ein, wir schauen beim Ausladen von kleinen, großen und riesengroßen Gefährten zu, schieben die Fahrräder auf das Autodeck, suchen einen Platz und ab geht’s nach Emden zur Westfalenbahn.
Walters Track zur Etappe von Leeuwarden nach Harlingen am 14. September 2022
Walters Track zur Etappe von Harlingen nach Dokkum am 15.September 2022
Walters Track zur Etappe von Dokkum nach Uithuizen am 16. September 2022
Walters Track zur Etappe von Uithuizen nach Eemshaven am 17. September 2022
Walters Track zur Rundtour auf Borkum am 19. September 2022