Der 18. März ist mein eigentlicher Nationalfeiertag. Dabei denke ich an den 18. März 1848. Was an diesem Tag und in der darauf folgenden Nacht in Berlin geschah, ist für mich die Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland. In jener Nacht vor 167 Jahren hat die Bevölkerung in beispielloser Einigkeit trotz bitterer Verluste „Herrschaft aus dem Volk“ demonstriert. Alle kämpften gegen die militärische Willkürherrschaft des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV., Männer, Frauen, Kinder, Greise, Arbeiter, Literaten, Apotheker, die ganze Nacht hindurch, so lange, bis kein Soldat mehr in der Stadt zu sehen war. „Preußen geht fortan in Deutschland auf“, beteuerte der Besiegte in den Tagen darauf, ritt mit schwarzrotgoldenem Banner durch die Straßen, redete vor Studenten der Berliner Universität und verneigte sich barhäuptig vor den gefallenen Revolutionären. Ein paar Wochen später hatte er alles vergessen. Sicherlich wäre die deutsche Geschichte friedlicher verlaufen und um unzählige Tragödien ärmer, wenn die Könige, Fürsten und Herzöge der 36 deutschen Länder ihr Volk ernst genommen hätten.
Die Bürgerintiative Aktion 18. März bemüht sich seit Jahrzehnten, diesem wichtigen Tag der deutschen Geschichte den angemessenen Stellenwert zu verschaffen. Die vielen Unterstützer um den Vorsitzenden Volker Schröder haben bereits erreicht, dass der Platz vor dem Brandenburger Tor „Platz des 18. März“ heißt und wünschen sich, dass dieser Tag als nationaler Gedenktag einen Weg in das Bewusstsein der Menschen findet. Als ich gestern bei strahlendem Frühlingswetter vor dem Rednerpult mit der Aufschrift „Für demokratische Tradition und revolutionären Geist“ und den vielen Kränzen für die Märzgefallenen stand, den Rednern der verschiedenen Fraktionen zuhörte, das „Bürgerlied“ und „Die Gedanken sind frei“ mitschmetterte, fühlte ich unweigerlich das gemeinsame Bemühen um Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt, überall dort, wo täglich Menschen unterdrückt und demokratische Bemühungen mit Füßen getreten werden.
Hier spricht einer, der im März 1848 dabei war: Revolution in Berlin